Das Hertie-Gebäude in der Berliner Turmstrasse (1961, Architekt Hans Soll) hatte eine der klarsten Kaufhausfassaden aus den 60er Jahren in Berlin. Seit 2009 leer stehend, stand es symptomatisch für den Niedergang der Turmstrasse und deren Umfeld. Die Installationen und die Ausstellung sollten das Gebäude noch einmal zur Geltung bringen, bevor die Fassade 2011 im Zuge des Umbaus des Gebäudes abgerissen wurde.
Die Installation an der Fassade befand sich im Teil des ehemaligen Restaurants, in dem Bereich der Fassade, der nicht mehr dem originalen Zustand entsprach. Sie lag auf der Ebene der ehemaligen Lamellen: Insgesamt 21 Stangen entsprachen in den Abmessungen den Lamellen pro Fassadenfeld. Sie hingen jedoch nicht in Reih und Glied, sondern jeweils nur an einer Seite noch gerafft. Formal erinnerten sie an Taschentücher, mit denen zum Abschied gewunken wird. Tagsüber als weiße Elemente deutlich sichtbar,
reflektierten sie nachts zurück zu dem hell erleuchteten, gegenüberliegenden U-Bahn Eingang.
Die Installation war eine Vorahnung dessen, was passieren sollte. Sie machte neugierig auf das Kommende, sollte aber auch Erinnerungen an Hertie und das Restaurant beleben; an einen Ort, der für die Anwohner mit vielen Erinnerungen verbunden war. Dort wurden Familienfeste und Hochzeiten gefeiert, oder ein Einkaufsbummel wurde mit einem Stück Torte bekrönt.

„Abschied Hertie Turmstrasse“, Berlin 2011
Temporäre Installation
Fotos: Udo Meinel